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Schwerpunkt 4 : FINANZIERUNG

Den Zugang zu Finanzierung stärken – Interview zum Arbeitspaket 4 von KTUR²

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Eines der zentralen Ziele des Projekts KTUR² besteht darin, den Zugang zu Finanzierung für frühphasige Innovationen im Oberrhein zu verbessern – durch die Kartierung bestehender Förderinstrumente, die Ermittlung konkreter Bedarfe und den Aufbau nachhaltiger, grenzüberschreitender Netzwerke.
Prof. Dr. Dennis Steininger (Chair of Entrepreneurship, RPTU) und Dr. Alessandro Mazzetti (Head of Innovation & Entrepreneurship und Deputy Managing Director, Innovation Office, Universität Basel), Mitglieder des Arbeitspakets 4 zu Finanzierung und Innovationsnetzwerken, teilen ihre Einschätzung zu den regionalen Herausforderungen, identifizierten Good Practices und dem Weg zu einem zukünftigen trinationalen Innovationsfonds.

Frage 1. Abbildung des Bestehenden

Wie gehen Sie mit der Vielfalt der Finanzierungsinstrumente in einer so komplexen, grenzüberschreitenden Region um?

Dennis: «Wir haben die Kartierung für alle drei Länder mittlerweile abgeschlossen. Eine breite Mischung von Instrumenten zeigt sich: öffentliche Förderprogramme, regionale Initiativen, private Venture-Capital-Fonds usw. Die französische Förderlandschaft ist stark zentralisiert, während Deutschland in viele kleine, teils konkurrierende Hubs fragmentiert ist. Die größte Hürde bleibt der Zugang: Man benötigt weiterhin persönliche Empfehlungen, um die Informationsasymmetrien zu überwinden.»

Alessandro: «Fragmentierung und starke Asymmetrien (z. B. öffentliche Finanzierung in FR/DE vs. private Finanzierung in CH) sind deutlich sichtbar und schaffen eine Lücke, die in nicht-grenzüberschreitenden Ökosystemen (z. B. Silicon Valley in den USA, Golden Triangle im Vereinigten Königreich) weit weniger ausgeprägt ist.»


Frage 2. Bedürfnisse und Good Practices identifizieren

Wie sammeln Sie Rückmeldungen der Stakeholder und ermitteln, was vor Ort wirklich gebraucht wird?

Dennis: «Wir haben mehrere Interviews mit zentralen Akteuren des KTUR-Ökosystems geführt: Geldgebern, Innovatoren und Forschenden aus den Hochschulen. Gute Praxisbeispiele werden nur vereinzelt erwähnt; wiederkehrende Herausforderungen betreffen steuerliche und rechtliche Unterschiede, fehlende grenzüberschreitende Netzwerke und Zugangshürden. Der klare Bedarf gilt strukturierten Netzwerken, die echte Kontakte und praktische Unterstützung liefern können.»


Frage 3. Aufbau zielgerichteter Netzwerke

Sie planen den Aufbau von drei trinationalen Netzwerken zu verschiedenen Finanzierungsarten. Welche Fortschritte gibt es?

Dennis: «Die drei trinationalen Netzwerke — Venture Capital, öffentliche Finanzierung und Open Innovation — befinden sich noch im Aufbau. Der Großteil der Interessierten sind Investoren. Wir planen regelmäßige Treffen, um Best Practices auszutauschen, Bedürfnisse zu validieren und Partner wie Banken, Business Angels, Forschungsinstitute und regionale Wirtschaftsförderungen einzubinden.»

Alessandro: «Wir haben mit der Planung begonnen und einige vielversprechende Ideen. Wir wollen Austauschformate schaffen, in denen ähnliche Stakeholder miteinander in Kontakt treten und Synergien bilden können, aber auch Räume, in denen Silos aufgebrochen werden und unterschiedliche Akteure miteinander sprechen — um herauszufinden, wie sie sich gegenseitig ergänzen könnten.»


Frage 4. Konkrete Matchmaking-Formate entwickeln

Ein trinationales Investor-Speed-Dating wurde bereits organisiert und wird erneut stattfinden. Können Sie uns mehr darüber erzählen?

Dennis: «Unser trinationales Investor-Speed-Dating soll innovative Ideen mit dem passenden Kapital vernetzen und grenzüberschreitende Deals ermöglichen. Die Vorbereitung ist abgeschlossen: Viele Startups haben sich beworben, einige müssen aufgrund der hohen Nachfrage sogar auf die nächste Runde verschoben werden. Derzeit ist das Event sektorneutral; künftige Ausgaben könnten branchenspezifische Tracks enthalten.»


Frage 5. Auf dem Weg zu einem grenzüberschreitenden Innovationsfonds

Sie arbeiten an einer Roadmap für die Einrichtung eines trinationalen Innovationsfonds. Welche Vision steckt dahinter?

Dennis: «Die Roadmap für einen trinationalen Innovationsfonds nimmt Gestalt an. Erste Analysen bestätigen einen klaren Bedarf, aber das genaue Modell wird innerhalb der Netzwerke und des Arbeitspakets weiter ausgearbeitet.»

Alessandro: «Die Landschaft des Wissens- und Technologietransfers verändert sich, und damit auch die Methoden — und die Gründung von Startups wird dabei zum zentralen Instrument. Im Oberrheinraum, ähnlich wie in Kontinentaleuropa insgesamt, besteht eine deutliche Early-Stage-Finanzierungslücke, um wissenschaftliche Entdeckungen vom Labor in den Markt zu bringen. Ein trinationaler Fonds, unabhängig vom Modell, würde den Oberrhein auf das Niveau der global führenden Ökosysteme heben.»